Immer ein Weekend wert – das Old Fashion Race des Zürcher Yachtclubs
Der Zürcher Yachtclub (ZYC) liebt’s nostalgisch und richtet daher jedes Jahr das sogenannte Old Fashion Race aus. Das Witzige an diesem Race ist, dass nach fixen Kursen gesegelt wird und der Start auf einer imaginären Startlinie stattfindet im südlichen Bereich des Clubhauses des ZYC. Für Insider ist es sonnenklar, dass ein Feldstecher mitgenommen werden muss, um die Anzeige der Kurse (Kurstafeln), welche auf dem Dach des Clubhauses platziert sind, abzulesen und dass die imaginäre Startlinie vor dem Start gepeilt werden muss. Die beiden Dreiecke, welche auch auf dem Clubhausdach angebracht sind, bilden die Startlinie; das heisst, wenn der Vorschoter am Bug des startenden Bootes die Spitzen der Dreiecke exakt aufeinanderliegend sieht, dann ist die Startlinie erreicht. Erschwerend kommt hinzu, dass alle startenden Boote eine Auslaufboje, welche am Westufer vor dem Seerestaurant Quai 61 liegt, zu runden haben. Kurz gesagt diejenigen Boote, welche den kürzesten und schnellsten Weg nach der Startlinie zur Auslaufboje segeln, haben einen gewaltigen Vorsprung und können den abzusegelnden Kurs als Erste in Angriff nehmen.
Auch wenn unsere Chefin keine Dringlichkeitsmail’s hinsichtlich Regattateilnahme abgesetzt hatte, so ist die Freude an diesem Race unter den Lacustreseglern so gross, dass wir die stolze Zahl von 11 Lacustres am Start zählen konnten. Unglaublich.
Der Windfinder hatte für Samstag im Seebecken teilweise Regen angesagt mit ein wenig Wind. Schon an der Steuermannsbesprechung setzte ein leichter Föhn ein, der sich dann im Laufe des Nachmittags noch verstärkte und zwei Race’s zuliess. Ein kurzes Race mit der Wendeboje vor der Seerose Wollishofen und ein etwas längeres Race mit der Wendeboje vor dem Schooren (Kilchberg).
Im ersten Race frischte der Föhn richtig auf, sodass ich auf meinem Velocitek ein SOG von 6 Kn unter Spi ablesen konnte. Im zweiten Race wurden dann diese Geschwindigkeiten nicht mehr erreicht.
Wie jeder Segler weiss, ist das Seebecken an einem schönen Sommertag gut bevölkert mit SUP’s, Pedalos, Schwimmer, Fischern und last but not least mit kleinen und grossen Schiffen der Zürichsee-Schiffahrtsgesellschaft (ZSG), die am Bürkliplatz an- und ablegen. Und wie es so Usus ist, wurde die Zieleinlaufboje am östlichen Ufer in der Nähe des Bellevues gesetzt. Um zum Ziel vor dem Steg des Zürcher Yachtclubs zu gelangen, musste man vor dem Anlagesteg der ZSG durchsegeln. Da ist man gut beraten, wenn man nicht nur die Konkurrenten im Auge behält, sondern auch die Bewegungen der «Eisenschiffe» der ZSG verfolgt. Ansonsten es dann zu unliebsamen Begegnungen kommen kann. Wie dem auch immer sei, an diesem Race wurden keine teilnehmenden Yachten durch die ZSG beschädigt oder versenkt. Einmal mehr Glück gehabt.
Am Sonntag blies dann der Wind aus entgegengesetzter Richtung mit vielen Drehern von NW bis NE. Es wurden wiederum zwei längere Races gesegelt bei viel Sonnenschein.
Die Rangliste zeigt die üblich «Verdächtigen» an der Spitze gefolgt vom nicht minder ehrgeizigen Mittelfeld. Ob der liebe Charly einen direkten Draht zum Aiolos hat oder ob der Aloisus – der Münchner im Himmel – ihm jeweils die göttlichen Winddreher und Windrichtungen am Vorabend beim Bier einflüstert, wissen wir nicht. Jedenfalls ist Georg dem Charly gefährlich nah aufgeschlossen. Wenn der Georg dann mal seine Last- und Zugeinstellungen an den verschiedenen Leinen optimiert hat, wird’s für Charly dann echt schwierig, sich an der Spitze zu halten.
Nicht unerwähnt bleiben darf Werner Frei, der Lacustre-Segler vom lieblichen Aegeri-See. Werner hat das Old Fashion Race ganze alleine ohne Mannschaft gesegelt und hat tapfer mitgekämpft. Wer es schon mal versucht hat, alleine auf dem Lacustre den Spi zu setzen, zu schiften und dann den Spi wieder zu bergen, der weiss um das Können und die Seemannschaft, die man dafür aufbringen muss. Ganz zu schweigen vom Anlegen unter Segeln im Bojenfeld des ZYC. Werner hat das alleine super gemeistert und ist nicht als letztes Boot auf der Rangliste aufgeführt. Ganz herzliche Gratulation für diesen Effort. Werner wir hoffen, dass wir Dich des öftern am Zürichsee begrüssen können mit oder ohne Mannschaft.
Das Rahmenprogramm des ZYC war wie immer top. Stegbier und Risottoessen am Abend und Kaffee und Gipfeli am Sonntagmorgen. So lässt es sich gut leben. Der Dank geht auch an den Regattapräsidenten sowie die ganze Regattacrew für die effiziente Durchführung. Wir kommen gerne wieder.
Kaspar Wälti
Lacustre 240